Erwerb eines Betriebsgrundstückes

Kapitalbedarfsermittlung

Bei allem Verständnis für diejenigen unter den Anwendern, die den nicht gedeckten Kapitalbedarf als den Engpass für die weitere Entwicklung der Unternehmung gefunden bzw. ermittelt haben, ist an dieser Stelle das Augenmerk noch einmal auf die Notwendigkeit des Kapitalbedarfs zu richten.

Der Neue Markt (früherer Aktienmarkt für technisch orientierte Unternehmungen in der Frühphase) hat gezeigt, dass Liquidität allein kein Garant für den wirtschaftlichen Erfolg ist. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn zuviel Liquidität führt entweder zu hohem Kapitaldienst oder zu niedrigen Kursen, wenn kein entsprechender Ertrag vorhanden ist.

Geringster Kapitalbedarf gesucht

Somit ist die Denkart für den Kapitalbedarf an der Notwendigkeit zur Erreichung des möglichen Umsatzes auszurichten. Welcher Umsatz ist möglich? Wie hoch ist der geringste Kapitalbedarf, mit dem dieser Umsatz möglich ist? Wie hoch sind die geringsten Gesamtkosten, mit denen der Umsatz möglich ist? Sollte es eine Differenz zwischen den Gesamtkosten bei der Realisierung des geringsten Kapitalbedarfs und den geringsten Gesamtkosten geben, sind dies die Kosten für die variable Kostenstruktur. Dies kann eine Art Versicherung für schwankende Kapazitäten im Markt sein.

Der Kapitalbedarf bildet somit nur ab, was für die Erreichung der Ziele der Unternehmung notwendig ist. Dabei sollte es genau nicht mehr sein.

Der Kapitalbedarf sollte auch nicht zu gering bemessen werden, da hierdurch Folgekosten der liquiden Unterdeckung entstehen können, die die Kosten einer anfänglichen Sicherheitsmarge im Kapitalbedarf weit übersteigen können. Die höchsten Kosten entstehen im Totalverlust des Eigenkapitals in der Insolvenz.

Somit ist die richtige Bemessung des Kapitalbedarfs eine besondere Vorgabe an die Finanzabteilung der Unternehmung. Sollte eine Unternehmung keine Finanzabteilung haben, ist zu prüfen, ob genau für diese Phase externes Wissen in Theorie und Praxis zugekauft wird.

Unterdeckung vermeiden

Die folgende dreistufige Kapitalbedarfsermittlung erfasst nun zuerst den vollständigen möglichen Kapitalbedarf. Dabei greifen Sie während der Eingabe auf Listen und Aufzählungen zurück, die Ihnen helfen, nichts zu übersehen und Fehlplanungen durch Unterdeckung zu vermeiden.

Unnötiges Weglassen

Im nächsten Schritt überprüfen Sie, was Sie alles weglassen können. Was nicht gebraucht wird, muss nicht bezahlt und wieder verdient werden. Ein sehr großer Teil des Erfolges einer Unternehmung liegt im Weglassen.

Ist-Analyse berücksichtigen

Zu guter Letzt müssen Sie entscheiden, wie nun der optimale Kapitalbedarf für Ihre Unternehmung aussieht. Dabei sind auch die Vorgaben der Ist-Analyse zu berücksichtigen. Diese hat gegebenenfalls einen Fehlbestand an langfristigen Mitteln oder besondere Zahlungstermine ermittelt, die in der Planung der Finanzierung zu berücksichtigen sind.

Erfassung des Kapitalbedarfs

Der Kapitalbedarf wird vom Anwender in 29 Unterpositionen für maximal drei Jahre erfasst. Die Aufteilung der einzelnen Positionen ist für die Zuordnung der möglichen Finanzierungen in der Folge die Grundvoraussetzung.

Einzelzuordnung notwendig

Die besten Konditionen in der Finanzierung erhalten Sie immer dann, wenn die einzelnen Positionen des Kapitalbedarfs möglichst der besten Einzelfinanzierung zugeordnet werden. Hieraus bilden sich wieder Gruppen, die gleichartig finanziert werden könnten. Die Summe des Kapitalbedarfs einer Gruppe wird hier Bemessungsgrundlage genannt.

Eine einzelne Position des Kapitalbedarfs kann mehreren Bemessungsgrundlagen zugeordnet werden. In der Bildung der Finanzierungsvorplanung werden Sie die Zusammenhänge noch einmal deutlicher erläutert bekommen.

Zur Eingabe wird auf die einzelnen Positionen der Bezeichnungen, erfassen Sie die Einzelpositionen, die am Ende der Texte zu den jeweiligen Kapitalbedarfen benannt wurden.

Die oben gezeigte Unterlage ist Teil aus dem Handbuch „Erfolgreiche Unternehmensfinanzierung für den Mittelstand“, WEKA Media Verlag, Auflage 2005. Wir können Ihnen diese eine Exceltabelle auf Anfrage zuleiten. Die Kurzversion haben Sie in unserem Basisbogen zur Erfassung der Daten für die Fördermittelprüfung. (http://www.wabeco.de/d7-frame.htm)

Sie haben am Ende der Eingabe die Möglichkeit, sich die gewünschten Blätter einzeln ausgeben zu lassen oder alle insgesamt zu drucken. Der Druck aller Blätter umfasst rd. 30 Seiten. Das Ergebnis ist eine übersichtliche Auflistung aller Kapitalbedarfspositionen bis in das Detail der kleinsten Eingabe.

Zu jedem Eingabeblatt erhalten Sie eine Erläuterung, was hier besonders zu beachten ist und einen Verweis, wo Sie Informationen zu diesen Punkten noch vertiefen können.

Bei der Erfassung des Kapitalbedarfs ist es zum einen wichtig, nichts zu vergessen, und zum anderen sollten die Vorgaben für die Zuordnung der Finanzierungsgrundlagen gemacht werden können. Je detaillierter die Angaben des Anwenders sind, desto genauer wird das erste Ergebnis der Auswertung in der Variantenbildung der Finanzierung werden.

Prüfung möglicher Optimierungen beim Kapitalbedarf

Die Optimierung des Kapitalbedarfs beinhaltet zwei Denkrichtungen:

     

  • die Vollständigkeit des Kapitalbedarfs und
  •      
  • die Möglichkeit, das gewünschte Ziel mit weniger Kapitalbedarf zu erreichen.
  • Vollständigkeit des Kapitalbedarfs

    Zahlungsfähigkeit erhalten

    Um die Zahlungsfähigkeit der Unternehmung zu jedem Zeitpunkt zu sichern, ist es gerade in Investitions- bzw. Kapitalbindungsphasen notwendig, dass der Kapitelbedarf vollständig erfasst wird.

    Die Nutzung der Unterlagen aus der Erfassung des Kapitalbedarfes  sollte dabei helfen, dass die Planer in der Unternehmung sich die Einzelpositionen der Erfassungslisten im Detail anschauen und prüfen, ob zu den genannten Positionen ein möglicher Kapitalbedarf entstehen kann bzw. wird.

    Das Weglassen von Kapitalbedarf sollte durch Planung erfolgen und nicht durch Vergessen. Der zweite Fall kann zu einer Unterplanung des Kapitalbedarfs führen und in der Folge zu einer Unterdeckung der Finanzierung. Nichts ist heutzutage schlechter zu gewährleisten als eine Nachfinanzierung aufgrund von Planungsfehlern. (Wer macht schon gerne Geschäfte mit vergesslichen oder unwissenden Unternehmern?)

    Erreichung der Unternehmungsziele mit weniger Kapitalbedarf

    Aktuell ist die Zeit des Weglassens. Fast jede Beratung, ob bei Steuer-, Rechts- und Unternehmensberatern, hat zum Inhalt, dass Positionen geprüft werden und man sich versichert, dass die einzelnen Positionen wirklich notwendig sind.

    KLOP

    Was ist nun notwendig? Es gibt die klare Ansicht, dass alles nicht notwendig ist, wofür der Kunde nicht bereit ist, einen Preis zu zahlen. Die Regel heißt KLOP (keine Leistung ohne Preis). Für all diejenigen, denen die Vorgänge bei der Überprüfung der Preisbereitschaft der Kunden nicht geläufig sind, sei der Hinweis auf die Inszenierung von Unternehmungsleistungen gemacht.

    Richtig darstellen

    Bei der Inszenierung werden der Erstellungsprozess und die Ergebnisdarstellung zusammen mit den Kunden so gemacht, dass der Kunde versteht, dass das Ergebnis durch den Erstellungsprozess entsteht (und nicht vom Himmel fällt). Dabei wird abgestimmt, welche Leistungen hierzu notwendig sind und welche nicht. In diesem Kapitel interessieren uns die welche nicht Bestandteile. Diese können einfach weggelassen werden.

    Die Möglichkeiten der Reduzierung des Kapitelbedarfs ergeben sich aus den vier folgenden Sichtweisen:

    1.      Weglassen

    2.      Kooperation

    3.      Zukauf

    4.      Zuschuss

    Weglassen

    Nicht notwendig? – Weglassen!

    Wie vorher angeführt, liegt der Vorteil des Weglassens in der Vereinfachung. Kein Kapitalbedarf, keine Vorarbeiten, Reduzierung der Arbeitsanteile usw.

    In Zeiten der Stagnation gewinnen immer diejenigen, die die Prozesse am besten beherrschen und die Möglichkeit haben, die von den Kunden gewünschten Leistungen mit möglichst geringen Kosten zu erreichen.

    Prüfen Sie daher die erstellen Listen bei der Kapitalbedarfsermittlung und markieren Sie alles, was nicht unbedingt notwendig ist. Hiermit ermitteln Sie das Potenzial an Einsparungsmöglichkeiten.

    Kooperation

    Zwischenzeitlich konnte man das Gefühl gewinnen, dass Kooperation das Zauberwort der unternehmerischen Zukunft ist. In vielen Fällen ist das auch so.

    Die Kooperation ist das Weglassen einer Betriebsfunktion durch Übergabe der Tätigkeit an die Kooperation. Die Annahme der Kooperation ist dabei, dass die Übergabe der Summe der einzelnen Betriebsfunktionen aller Kooperationspartner in der Summe besser (und billiger) gemacht werden kann, als wenn dies von jedem einzeln gemacht wird.

    Viel Kapitalbedarf kann weggelassen werden, wenn durch die Kooperation Investitionen intensiver genutzt werden können.

    Einsparpotenzial

    Jede Unternehmung sollte regelmäßig prüfen (oder prüfen lassen), welches Einsparpotenzial durch Kooperationen gegeben ist.

    Zukauf

    Die Entscheidung über die Fertigungstiefe und die Möglichkeiten, Leistungen zuzukaufen (make or buy), können von einer Vielzahl Parameter abhängen.

    Wichtig ist, beim Zukauf darauf zu achten, dass das Risiko durch Abhängigkeiten in der Lieferung nicht zunimmt. In jedem Fall werden durch Zukäufe die Kosten variabler.

    Kernwissen oder Standard

    Die eigentliche Entscheidung, Leistungen zuzukaufen, ist die Entscheidung bzw. Feststellung in der Unternehmungsleitung, ob die erbrachte Leistung zum Kernwissen der Gesamtleistung gehört, wie dies beispielsweise die Software bei der Elektronik von Pkws ist. Auch hier kann in der Unternehmungsleitung überlegt werden, wie wahrscheinlich das Versagen einer Teilleistung sein kann und welche Folgen hieraus für den Nutzer (Kunden) entstehen können.

    Bei der Software in der Kfz-Elektronik ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Funktion des Pkws danach abgeschaltet wird. Dadurch kann nicht nur ein Erwartungsbruch beim Kunden entstehen, sondern gar ein Vertrauensbruch, vor allem, wenn ein Folgeschaden entsteht und beispielsweise ein Flugzeug verpasst wird.

    Somit stehen bei der Beurteilung alle Standardteile auf der Zukaufliste und Normteile sowieso.

    Zuschuss

    Reduktion des Kapitaleinsatzes

    Die Kapitalbindung in einer Unternehmung kann auch reduziert werden, wenn die Kosten von jemand anderem übernommen werden. Der Zuschuss (nicht rückzahlbare Leistung ohne direkte Gegenleistung) reduziert direkt den Kapitaleinsatz.

    Der Zuschuss wird entweder von der öffentlichen Hand gegeben (und ist tendenziell eine Strukturförderung) oder von Herstellern, die sich Marktanteile sichern wollen.

    Somit sollte auch geprüft werden, ob der geplante Kapitalbedarf zuschussfähig ist. Hierbei kann es zu Anpassungen der Konfiguration kommen, wenn der Zuschussgeber dies zur Vorgabe macht. Diese möglichen Mehrkosten in der Folge müssen von den Entscheidern in der Unternehmung mit kalkuliert werden (Opportunitätskosten).

    Ermittlung des optimalen Kapitalbedarfs

    Die Frage nach dem Optimum ist oftmals durch die Rahmenbedingungen der Unternehmung geprägt.

    Zuerst einmal ist alles besser, was funktioniert, als das, was nicht funktioniert. Somit ist der Rahmen durch die Machbarkeit vorgegeben.

    Leistungserbringung – Kapitalbedarf

    Gleichzeitig gibt es eine optimale Leistungserbringung, die mit dem notwendigen Kapitalbedarf eine Leistung so erbringt, dass der Kunde die höchste Marge akzeptiert. Es ist der Punkt, an dem die Leistungserstellungskosten in Relation zum erzielbaren Preis der Leistung beim Kunden die höchste Marge (Einzelmarge mal Stückzahl) erbringen.

    Das Optimierungspotenzial ist auch abhängig von der Situation des Markts, in dem die Unternehmung tätig ist, und der Entwicklungsstufe der Unternehmung.

    Die Entscheider einer Unternehmung sollten sich möglichst in die Position bringen, dass sie überblicken können, welche Folgen welche Entscheidung mit sich bringen wird. Die eigentlichen Maßgrößen sollten aus den Unternehmungszielen kommen und anhand des Zielerreichungsgrads die Entscheidung der Unternehmungsleitung beeinflussen.

    Eine mögliche Hilfe hierbei ist die Zielüberprüfung durch die Nutzwertanalyse. Diese wird für die Auswahl der sinnvollsten Finanzierungsbausteine vorgenommen.